Hobbes sah die wohl wichtigste Aufgabe seiner Philosophie gerade darin, in der entstehenden modernen Zeit, wo sich die feudale Gesellschaftsordnung des Mittelalters aufloeste, eine neue politische Ordnung theoretisch zu rechtfertigen. Dafuer hat er de ...
Hobbes sah die wohl wichtigste Aufgabe seiner Philosophie gerade darin, in der entstehenden modernen Zeit, wo sich die feudale Gesellschaftsordnung des Mittelalters aufloeste, eine neue politische Ordnung theoretisch zu rechtfertigen. Dafuer hat er den Naturzustand vom ?rieg aller gegen alle?als eine logische Hypothese eingefuehrt. Nach Hobbes ist der Mensch unter dem Naturzustand ein egoistisches Subjekt, fuer welches die Selbsterhaltung als der absolute Zweck gilt. Aber dieser Naturzustand von den egoistischen Subjekten stellt keinen stabilen Zustand dar, wo jedes Subjekt eigene Selbsterhaltung sicherstellen koennte, sondern einen Kampfplatz, wo die um die Selbsterhaltung staendig bangenden Subjekte miteinander hart kaempfen.
Auf der anderen entdeckt Hobbes gerade in jener Bestrebung nach der Selbsterhaltung, welche den Kriegszustand verursacht hat, zugleich die Moeglichkeit, diesen Kriegszustand zu ueberwinden. Nach Hobbes kann der Naturzustand, wo keine Moral relevant ist, nur durch das natuerliche Prinzip der Selbsterhaltung ueberwunden werden, welches der menschlichen Natur immanent ist. Das Beduerfnis nach Selbsterhaltung ermoeglicht naemlich es den Menschen, den Naturzustand als einen Zustand der Selbstzerstoerung zu verlassen und in den politischen Zustand einzutreten, von dem sie sich ein stabiles Leben erhoffen k?nen. Mithin stellt das Bed?fnis nach Selbsterhaltung fuer Hobbes die Ursache des Naturzustandes mit den ununterbrochenen Kriegen dar, aber gleichzeitig das Prinzip, welches in sich das Moment traegt, diesen Naturzustand zu ueberwinden.
Horkheimer und Adorno unternahmen eine radikale Kritik an der Moderne, indem sie aufzeigten, da?die moderne Vernunft in der Tat nichts mehr als ein Instrument war, jene Selbsterhaltung zu realisieren. Diese von Horkheimer und Adorno ausgeuebte Kritik an der Moderne muendet in der Kritik am Prinzip der Selbsterhaltung, das von der Zeit des Mythos an wohl die letztendliche treibende Kraft aller menschlichen Handlungen darstellt.
Nach Horkheimer und Adorno fuehrt diese Selbsterhaltung notwendig zur Herrschaft ueber die Natur, ueber die anderen Menschen, naemlich zu den gesellschaftlichen Herrschaftsverhaeltnissen, und zur Herrschaft ueber die innere Natur des Menschen. Indem sie die in der Selbsterhaltung enthaltene Gewaltsamkeit ueber die Moderne hinaus bis in die antike Welt der Mythen hinein diagnostizieren und somit dieselbe als die allgemeine Eigenschaft des Menschen auffassen, entsagen sie gaenzlich der Moeglichkeit, diese Gewaltsamkeit zu ueberwinden.