Die Arbeit behandelt das Genre der Bildgeschichte bei Wilhelm Busches, erweitert um seine literarischen Aspekte.
Ein Genrebild ist ein gemaltes Abbild einer Alltagsszene, das typische Lebensformen eines Volkes und seiner landschaftlichen Umgeb ...
Die Arbeit behandelt das Genre der Bildgeschichte bei Wilhelm Busches, erweitert um seine literarischen Aspekte.
Ein Genrebild ist ein gemaltes Abbild einer Alltagsszene, das typische Lebensformen eines Volkes und seiner landschaftlichen Umgebung zum Inhalt hat.
Man merkt jedoch, dass die von Busch gestaltete Genrewelt etwas anders ist, als bei den zeitgenoessischen Autoren.
Etwa zeigt eine Szene der Zerstoerungin radikaler Weise die Entfremdung von Mensch und Tier, indem sie in Erstarrung dargestellt werden,so als ob sie ihre Wesen verloren haetten. Angesichtsdieser Erstarrung der Lebwesen sieht sich der Betrachter selbst als teilnahmslose Nebenfigur. Busch hat auf diese Weise das traditionelle Genrebild verkehrt. Seine Idyllen zeigen kein Wunschbild eines arkadischen Glueck, sondern provozieren auf komische Weise, indem sie unglaubwuerdige Klischees einer Kleinbuergerwelt zeigen.
Der Grund, weshalb Busch seine Genrebilder als 'explodierende" Idyllen darstellt, laesst sich in ihrem Bezung zur politisch unruhige Situation des 19. Jahrhundert finden; im Sinnes eines Reflexes auf eine angespannten Situation, die durch die Zerrißenheit einer hilflosen Buergerklasse im Deutschland des 19. Jahrhunderts gekennzeichnet war.
Entsprechend dieser Epochenstimmung klingen die pessimistische Grundzuege auch in seinen Bildgeschichten, der Prosa und den Gedichten an. Obwohl epochentypisch, Busch selbst hatte eingentlich kein Interesse an politischen Motiven, auch war ihm Sozialkritik fremd. Mit Spott fokusiert er ledigleich eine bewegende und erschuetternde Dorfgeschichte. Anstatt einer Kulturkritik nimmt er die grossen Empfindlichkeiten seiner Landsleute quer durch die Klassen aufs Korn. In diesem Sinne ist sein Humor teilweise versoehnlich.
Die Bedeutung des Genrebildes bei Busches kann also darin gesehen werden, dass sie die menschliche Zerrissenheit und das Unwohlsein derLeuten mit sich und ihrer Welt zum Gegebenstand machen.
Betrachtet man die technische Seite seiner Werke, dann fallen zum einen schroffe oder, im Gegensatz dazu, fließende Konturen auf, in denen die bewegten Gebaerden und die verstoerenden Begebenheiten recht gut zum Ausdruck kommen. Gleichzeitig wird die Handlung der Figuren wie in einem Film in Einzelsituationen zerlegt. Die so bewegten Konturen dienen also einer neuen Form von Bildgeschichte.
Mit anderen Worten liesse sich auch sagen, dass in den frei gleitenden Konturendarstellung in Kombination mit Wort und Bild, als eine Art Vorgriff auf Comic und Zeichentrickfilm, eine neue Form der Genreszene zum Ausdruck kommt. So gesehen laesst sich darin auch ein avantgardischer Umgang mit Bild und Literatur erkennen, in dem man schon die modernen Elemente der kommenden Kunst des 20 Jahrhunderts spueren kann.