Mereau entwirft als Idealbild einen weniger egozentrischen und autokratischen, dafür aber gefühlvoll-sensiblen, sozial bewuß-ten und großzügigen, kreativ-künstlerischen Mann, der der Frau partnerschaftlich zugetan ist, statt sie zu ...
Mereau entwirft als Idealbild einen weniger egozentrischen und autokratischen, dafür aber gefühlvoll-sensiblen, sozial bewuß-ten und großzügigen, kreativ-künstlerischen Mann, der der Frau partnerschaftlich zugetan ist, statt sie zu unterdrücken, der ihr Freiraum zur eigenen Entwicklung zugesteht, statt ihr sein Bild aufzuoktroyieren, der sie als ebenbürtigen Menschen respektiert , sie ebenso innig zu lieben bereit ist, wie sie ihn, der fähig ist, Freude und Schmerz zu empfinden, aber zugleich die Kraft und Festigkeit besitzt, sich nicht vom Schicksal übermannen zu lassen. Mereaus Entwurf steht am Anfang einer Reihe von Männerbildern in der Literatur von Frauen, die sich über die letzten zweihundert Jahre nicht einmal grundlegend verändert zu haben scheinen, sondern immer wieder thematisiert wurden und werden, da sich ihre Verwirklichung noch nicht erfüllt hat.
Erst die Liebe, so kommt es in allen Werken Mereaus zum Ausdruck, verleiht dem Leben einen Sinn und setzt den Menschen in Einklang mit sich und der Welt. Sie ist ein Medium, das die Welt verzaubert und in einem neuen Glanz erstrahlen läßt. Mit der Verknüpfung von Liebe und Natur wird die Liebe als natürliche, als unbestreitbare Grundlage menschlichen Lebens bestimmt und die Natur umgekehrt als liebesathmend und lieberfüllt in ihrer stillen, großen, harmonischen Einfalt gekennzeichnet. Die zentrale Stellung der LIebe und die Betonung der Parallelität zwischen der ewigen Harmonie der Natur und dem geheimen Zusammenklang lebendig fühlender Seelen spiegelt neben der Legitimation eines Rechts auf individuelles Liebesglück vor allem aber die Hoffnung, dass den Menschen in der Liebe ein Vorgeschmack von der Alleinheit zuteil wird, die sonst nur als Sehnsucht erlebbar ist.