In dieser Untersuchung wurde mit Hilfe eines Fragebogens untersucht, wie die raeumliche Relation konzipiert wird, und welche Betrachtungsweise bzw. Strategie sich im Deutschen und im Koreanischen durchsetzt, um die Stelle einer Entitaet zu beschreiben ...
In dieser Untersuchung wurde mit Hilfe eines Fragebogens untersucht, wie die raeumliche Relation konzipiert wird, und welche Betrachtungsweise bzw. Strategie sich im Deutschen und im Koreanischen durchsetzt, um die Stelle einer Entitaet zu beschreiben. Darueber hinaus werden die Mechanismen in beiden Sprachen verglichen, durch die man die raeumliche Relation auszudruecken. Die Untersuchungsgegenstaende sind dreidimensionale Raumausdruecke im Deutschen und im Koreanischen, die die Stelle einer Entitaet bezeichnen.
Bei der horizontalen Dimension findet sich im Koreanischen kein entscheidender Unterschied zwischen IS und DS, waehrend im Deutschen die DS vor der IS bevorzugt zu sein scheint. Die Anzahl der Befragten, die die IS verfolgen, wird hoeher in beiden Sprachen, wenn die Bewegung des Sprechers zum Relatum vorausgesetzt ist und wenn die Stelle der Partizipanten konventionalisiert ist. Bezueglich der transversalen Dimension laesst sich feststellen, dass im Koreanischen die IS vor der DS bevorzugt ist und dass die deutschen Sprecher konsequent die DS vor der IS bevorzugen. Wo kein Relatum vorkommt, also wenn der Sprecher einfach das Thema weit vorne sieht, ist im Koreanischen ap-e ‘vorne', also die IS bevorzugt. Die meisten deutschen Befragten gebrauchen hierfuer hinten. Das kann man so interpretieren, dass die deutschen Sprecher die DS verfolgen. Bei der vertikalen Dimension ist nicht nur die Orientierung des Relatums, sondern auch die Beruehrung des Relatums durch das Thema ein wichtiger Faktor, um zwischen IS und DS zu unterscheiden. Das heisst, wenn das Thema das Relatum nicht beruehrt, spielt die Orientierung des Relatums keine Rolle mehr und verfolgen die Sprecher in beiden Sprachen die DS.
Wenn bezueglich der Raumausdruecke das Verhaeltnis des Deutschen und des Koreanischen verglichen wird, laesst sich folgendes feststellen: Im Koreanischen ist im Prinzip die IS vor der DS bevorzugt. Falls das Relatum ungerichtet ist, wird die DS grundsaetzlich verfolgt; im Deutschen ist hingegen die DS vor der IS bevorzugt. Wenn der Sprecher aber in der Situation aktiv teilnimmt, oder wenn die Situation konventional dargestellt ist, zeigt sich im Deutschen ein umgekehrtes Ergebnis: IS > DS.
Im Laufe der Untersuchung wurde eine interessante Erscheinung beobachtet: Beim nicht-belebten Relatum wie einem Auto ist VORN/HINTEN besser wahrgenommen als RECHTS/LINKS. In diesem Sinne koennte hier eine Orientierungshierarchie vorgeschlagen werden: VORN/HINTEN > RECHTS/LINKS. Die diesbezuegliche Hypothese koennte lauten: Wenn es in einer Sprache die Unterscheidung zwischen RECHTS und LINKS gibt, muss es auch die zwischen VORN und HINTEN geben; das umgekehrte gilt aber nicht.