Der Massstab, der die Philosophie der Mythologie entstehen laesst, ist bei Schelling eben das Faktum, dass die Mythen einmal wirklich einmal waren und uns ueberliefert sind. Daher liegt der wichtigste Basis fuer die Untersuchungsmethode der Mythologie ...
Der Massstab, der die Philosophie der Mythologie entstehen laesst, ist bei Schelling eben das Faktum, dass die Mythen einmal wirklich einmal waren und uns ueberliefert sind. Daher liegt der wichtigste Basis fuer die Untersuchungsmethode der Mythologie darin, dass wir von der Wirklichkeit zu ihren nur im reinen Denken fassbaren Voraussetzungen aufsteigen.
Die Mythologie ist ein Ganzes, das in sich eine eigene Welt bildet. Deshalb wird zunaechst nach diesem Ganzen, nicht nach dieser oder jener einzelnen mythologischen Vorstellung gefragt. Ferner geht es darum, wie das Ganze der Goettergeschichte genetisch bestimmen werden soll. In diesem Punkt zielt die Philosophie der Mythologie auf die Mythologie selbst, nicht auf das Verhaeltnis von Mythos und Kunst in der Philosophie der Kunst. Und die griechische Mythologie nimmt jetzt keine Vorzugsstellung ein, sondern ist nur (wenigsten zunaechst) eine Mythologie unter mehreren anderen. Dementsprechend wird die religioesen Bedeutung der Mythologie, das Problem des Polytheismus, beruecksichtigt.
In der historischkritischen Einleitung in die Philosophie der Mythologie(Band I, Teil 1) verfaehrt Schelling die dialektische Kritik ueber die verschiedene Deutungsansichten der Mythologie. Ein oft vermeinter Standpunkt ist die Deutungsansicht der Mythologie als Dichtung. Bei diesem Vertreter ist die Mythologie ein Schein, dem aber kein Wirkliches entspricht. Und zwar zeugt diese Auffassung ueber die mythologische Dichtung nach Schelling von einer schon bestehenden Goetterwelt. D.h. koennen die Vertreter dieser These gar nicht erklaeren, wie die Menschheit oder die Voelker in ihrer fruehesten Zeit gleichmaessig von einem unwiderstehlichen inneren Trieb bafallen.
Der zweite Deutungsansicht ist es, dass sich die Mythologie nichts anders als die Allegorie einer historischen, moralischen oder physikalischen Wahrheit verstehen lassen wolle. Dies stammt durch den Ansatz Heynes von Gottfried Hermann. In dieser Theorie enthaelt die Mythologie zwar eine Wahrheit, aber darin setzten sie schon einen religioesen Aberglauben voraus, vo dem das Volk durch die Theorie befreit werden sollte. Dieses Ziel wurde aber nicht erreicht. Ferner ankuendigen sie das Konsequenz der Mythologie und weisen nicht auf das Ursprung der Mythologie hin.
Nach Schelling handelt es bei der Mythologie darum, dass in ihrer Entstehungszeit Poesie und Philosophie eine urspruengliche Einheit bildeten und erst durch einen spaeteren Prozess voneinander getrennt wurden. Es ist also nicht so zu denken (wie bei den ersten beiden Erklaerungen), dass zuvor schon Philosophie und Poesie bestanden und dann die Mythologie erzeugten. So waere die Mythologie ein organisches Gebilde, weder ein freies noch ein unfreies Erzeugnis, weder absichtlich noch unabsichtlich, sondern die Einheit von Freiheit und Notwendigkeit. Von dieser sog. poetischphilosophischen Deutung her beginnt Schelling nun die Philosophie der Mythologie als ein geschichtliches Phaenomen darzustellen.