Das Ziel dieses Forschungsprojekts besteht darin, den Occasionalismus aus der Fruehen Neuzeit philosophiegeschichtlich zurueckzufolgen, dessen historische Verwandlung zu ueberblicken, und schliesslich ihm in Zusammenhang mit der Subjekt-Problematik de ...
Das Ziel dieses Forschungsprojekts besteht darin, den Occasionalismus aus der Fruehen Neuzeit philosophiegeschichtlich zurueckzufolgen, dessen historische Verwandlung zu ueberblicken, und schliesslich ihm in Zusammenhang mit der Subjekt-Problematik der Philosophie der Gegenwart eine neue Perspektive zu verleihen. Dabei handelt es sich um die Theorie der Kausalitaet im europaeischen Denken ueberhaupt.
Der Occasionalismus, der fast vergessen ist und nicht mehr als ein bedeutendes philosophisches Thema behandelt wird, war eigentlich aus der Diskussion um das Leib-Seele Problem entstanden, d. h. aus der Unzufriedenheit mit dem Cartesischen Dualismus. Descartes naemlich versucht das Kausalitaetsproblem durch das Ursache-Wirkung-Schema zu erfassen und dabei zweigleisig zu loesen: einerseits ist es der Wille Gottes, Leib und Seele beim Menschen zu verbinden, aber andererseits dem menschlichen Geist wohnt die Kraft inne, den Koerper mechanisch zu bewegen. Gegen diese Unklarkeit und Verwirrung der cartesischen Theorie entsteht der Occasionalismus, dessen Vertreter, um einige Namen zu nennen, N. Malebranche, A. Geulincx, de Cordemoy sind. Der Schluesselbegriff occasio impliziert je nach dem Kontext die Bedeutungen wie Anlass, Gelegenheit und Zufall und ist der Gegenbegriff zu causa, der notwendigen Ursache.
Unsere Forschung wird hauptsaechlich in folgenden dreierlei Richtungen durchgefuehrt: 1. Dem Ursprung und der Entwicklung des Occasionalismus in der Fruehen Neuzeit bezueglich der Philosophie von Descartes, Malbranche, Leibniz, Hume usw. genauer nachzugehen, den historischen Hintergrund dieses Begriffes und den Drehpunkt der Debatte um die Wechselwirkung zwischen Geist und Koerper einzufangen und zu analysieren. 2. Den Grundcharakter des occasionalen Denkens und Subjekts, der in der Romantik wiederzuerkennen und wiederzuentdecken ist, zu verdeutlichen. Der philosophische Moment der Kausalitaet, der im Occasionalismus herauszufinden ist, gewinnt in der Romantik einen neuen Sinn. Die Allmaechtigkeit des Gottes im Occasionalismus von Malebranche z. B. verliert nun ihre Geltung, und die Funktion der hoechsten Instanz, die bei der Gelegenheit bzw. anlaesslich des Zufalls in den Weltprozess eingreift und diesen steuert, uebernimmt in der Romantik das menschliche Subjekt. Die Allmaechtigkeit des Ichs tritt an Stelle der des Gottes.
3. Den Kernpunkt des Kausalitaetsproblem, der sich im Occasionalismus befindet, in Zusammenhang mit der erkenntnis- und subjektstheoretischen Thematik der Gegenwartsphilosophie von Nietzsche, Lacan, Foucault, Luhmann u.a. zu bringen. Dabei geht es um das non-kausale, non-mechanische Denkmodell, das auf der Rechtfertigung des Zufalls gruendet und dadurch als Vernunftkritik gelten kann. In diesem Kontext kann der Occasionalismus auch in unserem 21. Jh. fuer die Gestaltung des neuen, schoepferischen, kulturellen Subjekbegriffs eine ueberzeugende Bedeutung bieten.