Fassbinders BRD-Trilogie, <Die Ehe der Maria Braun>, <Die Sehnsucht der Veronika Voss>, <Lola>, ist zwar selbststaendig zu sehen, hat aber darin gemeinsam, dass es in drei Texten um die Nachkriegszeit der BRD geht und die jeweilige Protagonistin eng m ...
Fassbinders BRD-Trilogie, <Die Ehe der Maria Braun>, <Die Sehnsucht der Veronika Voss>, <Lola>, ist zwar selbststaendig zu sehen, hat aber darin gemeinsam, dass es in drei Texten um die Nachkriegszeit der BRD geht und die jeweilige Protagonistin eng mit der BRD-Gesellschaft zu tun hat und daher sie nicht zuletzt Fassbinders Sicht der deutschen Geschichte offenbaren. Aus der Perspektive der Poetik der Kultur, in der die Geschichtlichkeit der Texte und die Textualitaet der Geschichte betont und bewusst die Grenzen zwischen Literaturwissenschaft und Geschichtswissenschaft ueberschritten werden, sind zwei Aspekte zu untersuchen: einmal die Analyse der Diskurse, das andere Mal die formale Analyse. Diskurse laufen durch das Werk hindurch und werden durch die aesthetische Bearbeitung und durch das Zusammenfuehren mit anderen Diskursen neu verschaltet und veraendert. Gleichzeitig ist der formale Aufbau des Werkes zu beachten, denn erst dadurch gewinnen die verarbeiteten Diskurse ihre spezifische Bedeutung. Zunaechst aus dem Aspekt der Diskurse gesehen, beschreibt Fassbinder das pragmatische Nachkriegsdeutschland, aber nicht als die grosse objektive Geschichte, sondern als die subjektive und persoenliche. So erweist sich die BRD-Trilogie als Nachfrage nach einer Aufzeichnung der Geschichten und persoenlichen Erfahrungen sogenannter einfacher Menschen. Fassbinders Text reproduziert unbewusst aber den herrschenden Diskurs: Das Bild der Frauen ueberschneidet sich mit der Korruption der Politik und materieller Lust der Nachkriegszeit, indem sie als eine dramatische Metapher fuer eine Nation fungieren. Ausserdem in der subjektiven Beschreibung der Geschichte entbloesst sich der nationale Sport, Fussball, als unkritische regressive Faszination der Nation, die die Vergangenheitsbewaeltigung verweigert. Aus dem Aspekt des formalen Aufbaus betrachtet, benutzt Fassbinder die kinomatographische Tradition wie Melodrama, Film Noir und exprssionistischen Film. Es handelt sich aber nicht nur um einen intertextuellen Film, sondern um eine mise-en-abyme, eine verfremdende Verdoppelung der Intertextualitaet: Die klassischen Erzaehlmotive des Hollywoodschen Melodramas der vierziger und fuenfziger Jahre reproduzieren sich in einem Film ueber diese Zeit, so dass zwei Stile einander kommentieren. Ausserdem bringt der Ton-Bild-Intertext die persoenliche Geschichte der Frauen in den deutschen geschichtlichen Kontext.