In Korea bleibt trotz alledem die Beschäftigung mit der Heilkraft der Sprache, d. h. mit der heilenden Wirkung von Literatur, den therapeutischen Möglichkeiten des Lesens und Schreibens eher im Randbereichen der psychotherapeutischen Diszipl ...
In Korea bleibt trotz alledem die Beschäftigung mit der Heilkraft der Sprache, d. h. mit der heilenden Wirkung von Literatur, den therapeutischen Möglichkeiten des Lesens und Schreibens eher im Randbereichen der psychotherapeutischen Disziplinen und ist noch recht unbekannt und nicht weit verbreitet. Deutschland hat, im Vergleich zu Korea, viel früher angefangen, sich mit Poesie- und Bibliotherapie zu befasssen. Anfang der 70er Jahre siedelte Professor Hilarion Petzold von Amerika nach Hückeswagen um und gegründete dort mit Ilse Orth das Fritz Perls Institut (FPI). 1982 erhielt das Institut die staatliche Anerkennung Nordrhein Westfalens (NRW), unter dem Namen Europäische Akademie für psychosoziale Gesundheit (EAG). Letztes Jahr feierte das FPI sein 25-jähriges Bestehen.
So sind auch wir seit 4 Jahren dabei, uns sowohl theoretisch als auch praktisch vom FPI auszubilden zu lassen und untersuchen, wie man die Poesie- und Bibliotherapie in Korea auf seine Weise rezipieren und anwenden kannn. Worauf das FPI prinzipiell Wert legt ist die Heilkraft der Literatur: Kunst und kreative Medien können den Teilnehmern Freude geben und können sie seelisch heilen. Intermediale Aktivitäten, wie z. B. einen Text zu schreiben, ein Gedicht vorzulesen, ein Bild zu malen und sich dabei zu bewegen, können eigene Persönlichkeitsentwicklung der Teilnehmer weiter fördern und dazu unterstützen. Es kann ein hohes Potenzial an heilenden Faktoren und Wirkungen bringen, wenn es sinnvoll miteinander verknüpft wird.
Die psychopathologische Darstellung begegnet der deutschen Literatur in vielerlei Formen, die eigentlich in der koreanischen Literatur eher schwer zu finden sind. Deutsche Dichter machen uns mit dieser Formenfülle in einer sehr diffenzierten Weise bekannt. Diese Fülle unter pathologischen Gesichtspunkten zu ordnen, wäre eine interessante Aufgabe für uns alle, die sich für solche Themen interessieren. Welche Unterschiede bzw. welche Ähnlichkeit gibt es zwischen koreanischen und deutschen pathologischen Darstellungen
Dadurch kann „die Prosa der Welt‟(Merleau-Ponty 1969), die persönliche Poesie und die Anthropopoetik in ihrer Bezogenheit deutlich werden. Was diese Dichter in ihrer Wirklichkeit verloren haben, gewinnen sie eben im ästhetischen Reichtum via negationiis und gewinnen gleichzeitig innerliche Befreiung bwz. Heilung durch die Sprache selbst. So ist es ihnen wohl gelungen, poesie- und bibliotherapeutische Seblsterfahrungen gemacht zu haben, ohne sich dessen bewußt geworden zu sein.
Blickt man aus dieser Perspektive auf Poesie- und Bibliotherapie in Deutschland, so rücken neue, vor allem komparatistische Fragen in den Vordergrund: Wie unterscheidet sich die deutsche Werkstätte der Therapie von der koreanischen Gibt es Ähnlichkeiten in Symptomen und Methoden zwischen der deutschen und koreanischen Therapiegebiete Hier wird weiters untersucht, Zusammenhänge zwischen interkultureller und intermedialer sowohl Psychosomatik als auch Psychopathologie beider Kulturen herzustellen.