(1) Nach der Definition des Begriffs in Duden Deutsches Universal Wörterbuch hat der Begriff "Gewalt" folgende Bedeutungen: "1. Macht, Befugnis, das Recht und die Mittel, über jmdn., etw. zu bestimmen, zu herrschen; 2. unrechtmäßiges Vo ...
(1) Nach der Definition des Begriffs in Duden Deutsches Universal Wörterbuch hat der Begriff "Gewalt" folgende Bedeutungen: "1. Macht, Befugnis, das Recht und die Mittel, über jmdn., etw. zu bestimmen, zu herrschen; 2. unrechtmäßiges Vorgehen, wodurch jmd. zu etw. gezwungen wird; 3. gegen jmdn., etw. rücksichtlos angewendete physische Kraft, mit der erw. erreicht wird; 4. elementare Kraft von zwingender Wirkung". Gerade in diesem erweiterten Sinne wird der Gewaltbegriff bei unserem Projekt verwendet. Denn nur aufgrund dessen könnten emergente Momente der Gewalt betrachtet werden.
(2) ‘Die Kunst der Gewalt’ ist ein Thema, das bisher nicht selten behandelt wurde. Dabei geht es vor allem darum, zu analysieren, wie die Gewalt in konkreten literarischen Texten, Bildern, Fotos, Filmen, musikalischen Werken dargestellt wird. Eine tief eingehende Forschung der ‘Gewalt der Kunst’ scheint doch immer noch auszubleiben. Daher richtet sich die vorliegende Studie nicht bloß auf die künstlerische Darstellung der Gewalt, sondern darüber hinaus auf gewaltige Momente, welche die Kunst selbst gegen sich selbst ausübt: nämlich die Gewalt als ein ästhetisches Prinzip, die in der Form der Kunst implizierte Gewalt, gewaltige Wirkungen und Effekte der Kunst im rezeptionsästhetischen Sinne etc.
Um solches Ziel zu erreichen, wendet die Studie der Janusköpfigkeit der Gewalt ihre Aufmerksamkeit auf. Mit der Unterscheidung von der rechtsetzenden und der rechtserhaltenden Gewalt versuchte Walter Benjamin sich von der einseitigen Denkweise der Gewalt zu distanzieren. Von solcher Reflexion Benjamins ausgehend analysiert die Studie gewaltige Phänomene, die sich in mikroskopischen Dimensionen der Kunst durchsetzen, als einen Prozeß der Selbstorganisation der Kunstformen. Der Versuch der Studie, nicht nur inhaltliche Darstellung der Gewalt, sondern vielmehr verschiedene Problematik der durch die Kunstformen implizit ausgeübten Gewlat in Betracht zu ziehen, ist mit ihrer Absicht eng verbunden, gerade die Janusköpfigkeit der Gewalt zu beobachten. Denn ihre beiden Seiten, nämlich nicht nur ihre negativen Momente von Leiden und Zerstören, sondern auch ihre positiven Momente von Schaffen und Entstehen, die eine Kunstform auf neue Ebene führen, gibt die Gewalt nur insofern zu erkennen, als man die Gewalt aufmerksam macht, die im Bildungs- und Änderungsprozeß der Kunstformen in Erscheinung tritt.
Um solche Janusköpfigkeit deutlich zu machen, analysiert die Studie zunächst die Weisen, auf denen die Kunstformen und die Gewalt sich aufeinander beziehen. Denn gewaltige Phänomene lassen sich fast immer dann ausnahmslos auffallen, wenn neue Medienformen auftreten und einige davon sich als das leitende Medium durchsetzen. Jedes in der Studie analysierte Medium (Literatur, Musik, Digitalmedien, usw.) hängt mit dem ästhetischen Operationsprinzip der jeweiligen Kunstform zusammen, und die Analyse des Zusammenhangs zwischen Medien und Gewalt öffnet nun dann die Möglichkeit, die Operationsweise der Gewalt im Bildungs- und Änderungsprozeß der Kunstformen prüfend anzusehen. Darüber hinaus wird durch die Studie ersichtlich, wie gewaltig eine sich als ästhetisches Leitprinzip durchsetzende Kunstform funktioniert. All dies macht die Janusköpfigkeit der Gewalt deutlich erkennbar, die in Beziehung auf die Kunst vorkommt. Die Analyse des Zusammenhangs zwischen ‘Kunst der Gewalt’ und ‘Gewalt der Kunst’ ist darauf zurückzuführen, erfolgreicch zu zeigen, wie verschiedene mikrosopische Elemente in einem künstlerischen Bereich miteinander verbunden sind.