Die Popkultur als entödipalisierte Verbindungsstelle
von Individuen und Gesellschaft.
Zum Begriff “Pop” in der deutschen Popliteratur
In, Seongki (Pusan National Uni)
Mit der vorliegenden Studie wird anhand von Christan Krachts Roman “Faserland” u ...
Die Popkultur als entödipalisierte Verbindungsstelle
von Individuen und Gesellschaft.
Zum Begriff “Pop” in der deutschen Popliteratur
In, Seongki (Pusan National Uni)
Mit der vorliegenden Studie wird anhand von Christan Krachts Roman “Faserland” untersucht, auf welcher Grundlage der Roman als eine Popliteratur und somit auch als eine gegenwärtige Popkultur gelten kann.
Für die Studie wird die Definition von Diedrich Diederichsen mit dem Begriff “Pop” herangezogen. Nach ihm ist die Popkultur eine endlose Bewegung im “Loop”. Den Bewegten darin steht kein Ausgang daraus zur Verfügung, weil sie kein zu Hause mehr kennen. Das ist darauf zurückzuführen, dass Jahrzehnte nach 1968 mit dem Verlust der politischen Achse auch das Bild des zu Hause verschwunden ist. Auf die Krise der Orientierungslosigkeit reagiert man in der gegenwärtigen Popkultur mit der Erfindung eines “Camp” als ein fetistisches Gefühl gegenüber den Stars und lässt sich gern auch von der Autorität des inszenierten “glamourösen Erhabenen” der Stars verführen, hinter dem doch noch ein Genervtsein vor dem bedroheden Rückfall ins Dunkel versteckt ist.
Aufgrund der kantianischen Definition mit dem Begriff vom “schönen” Camp und “erhabenen” Glamour für Starbegeisterung und als auch von den andern Begriffen wie Intensität, Leben, Multitudes usw. untersucht die vorliegende Studie die Lebensgefühle und die Kommunikationsfomen der Hauptfiguren im Roman.
Nigel, mit dem sich das “Ich” als Erzähler in Hamburg trifft, präsentiert sich aggressiv gegen seine Zeitgenossen, indem er alle Nazis benennt, und widmet sich der jugendlichen Populärkultur mit Partys, Sex, Alkohol und Drogen. Es ist anzunehmen, dass sein ausschweifendes Nachtleben in der Popkultur seinerseits performativ seine antisoziale Stellungnahme verhärtet.
Alexander hingegen zeigt sich verständnisvoll. Er geht seiner geliebten Varna aus der Ostzone zuliebe gern zu “Vernissagen”, wo die Besucher manchmal auch über die Kulturdiskurse diskutieren.
Rollo, dem seine reichen Hippie-Eltern eine Menge Geld vermacht haben, lebt luxuriös mit vielen Parties und tut nichts anderes, als Thriller von Ken Follett oder John l Carré zu lesen, wo behutsam kalkulierte Handlungen der repräsentativen Individuen und Familien der bürgerlichen Welt in der zeitgenössischen Geschichte fürs Leben dargestellt sind. Die Versuche scheitern am Ende und die Figuren werden von unbekannten Mächten beseitigt. Rollo ertränkt sich.
Das Ich-Erzähler, das all die Geschehnisse mit den drei Freunden berichtende Subjekt, empfindet sich insbesondere als mit Niegel identisch. Das Erzähler-Ich geht zu Parties und wird jedesmal in seiner vage angenommenen Erwartung, eine schöne Frau wie “Isabella Rossellini” zu treffen, enttäuscht.
Die Liedtexte der Popmusik, die er dabei gelegentlich zu hören bekommt, parodieren mit den Themen der politischen Achse seine Orientierungslosigkeit der Figuren im gegenwärtigen Deutschland.
Die Popkultur, in der sich die Figuren irrend befinden, erweist sich quasi als ein schwarzes Loch, aus dem keine herauskommen können, das aber trotzdem die LeserInnen noch deshalb interessieren kann, weil es wie ihre eigene Realität wirkt, in der auch sie unvermeidlich mit ihrer eigenen Identität beständig arbeiten muss. In der Identifikationsmöglichkeit mit der Fiktion gewinnt der Roman bei LeserInnen eine Popularität.