Jürgen Habermas’ Vorstellung der Weltbürgergesellschaft im Zeitalter der Globalisierung
- Anhand der “Kerneuropa”-These und Weltbürgertheorie
Kang, Mi-Ran (Seoul-National Uni.)
In dieser ...
Jürgen Habermas’ Vorstellung der Weltbürgergesellschaft im Zeitalter der Globalisierung
- Anhand der “Kerneuropa”-These und Weltbürgertheorie
Kang, Mi-Ran (Seoul-National Uni.)
In dieser Arbeit wird versucht, die Vorstellung des bedeutenden deutschen Philosophen Jürgen Habermas von Demokratie im Zeitalter der Globalisierung zu erforschen. Ihm geht es um die Frage, wie die Zukunft der Demokratie aussehen wird, wenn die Globalisierung weiter fortschreitet. Er diagnostiziert, dass das übernationale Phänomen Globalisierung die Existenz der Nationalstaaten gefährdet. Wenn die Nationalstaaten sich durch Globalisierung auflösen sollten, braucht man ein anderes System für die künftige Demokratie. Diesen Zustand nennt Habermas "postnationale Konstellation" und deren ideales Bild "Weltinnenpolitik ohne Weltregierung". Die Bürger können als Weltbürger ihre Souveränität behaupten. In der EU, die die Identität und das Selbstbewusstsein der Bürger erhält, sieht er eine Möglichkeit
Nach dem Terrorschock des 11.9. verfasste Jürgen Habermas am 31. 5. 2003, mit dem französischen Philosophen Jacques Derrida und unterstützt von mehreren bedeutenden Intellektuellen in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" einen Artikel mit diesem Standpunkt. Unter dem Titel "Unsere Erneuerung - Nach dem Krieg. Die Wiedergeburt Europas", betont er ausdrücklich, dass Europa unter der Führung von Kerneuropa, also Deutschland, Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten, Solidarität, Selbstbewusstsein und ein eigenes Profil gewinnen sollte, auch wenn dies schwierig sein wird und sehr lange dauern wird, da alle Staaten, besonders die osteuropäischen Länder, eine andere Geschichte, Kultur und Mentalität besitzen. Aus einer demokratischen Verfassung der EU sollen "Schweden und Portugiesen" ein "Wir-Gefühl" schöpfen können. Dieser Perspektivenwechsel von der "internationalen" Beziehung zur "Weltinnenpolitik" kann aber nur zustande kommen, wenn die Bürger selbst eine Bewusstseinsänderung aktiv vornehmen.
Die Reaktionen auf diesen Aufruf waren enorm und international. Während repräsentative Intellektuelle wie Muschg, Savater, Vattiomo, Eco usw. die Idee Habermas unterstützten, gab es auf der anderen Seite auch kritische Stimmen. Die Haupteinwände waren erstens die Befürchtung, ob die Kerneuropathese nicht doch wieder eine Wand zwischen dem West- und Ostblock entstehen lassen könnte, zweitens der Zweifel, ob es wirklich möglich ist, eine einheitliche Identität und ein harmonisches Zusammenleben zu erringen und somit zur Phase der "Weltinnenpolitik ohne Weltregierung" zu erlangen und schließlich der Hinweis auf die zu starre Amerika-Beziehung.
Auch wenn Habermas in der Tat eine etwas zu idealistische Vorstellung von einer "postnationalen Konstellation" entfaltet haben sollte, sehe ich seine große Leistung darin, dass er ernster, systematischer und mutiger als alle andere Intellektuellen auf das Problem der EU und die Zukunft Europas hingewiesen und auch eine Lösung zu finden versucht hat, indem er seine Weltbürgergesellschaftstheorie mit der Praxis verband.
Sein Engagement und seine Idee geben uns Anlass nachzudenken, wie wir in Asien sowohl politisch als auch kulturell ein harmonisches Zusammenleben möglich machen können.