Um zu erforschen, wie sich Genderdiskurs heutzutage aus der postmodernen Perspektive wandelt, vor allem in Bezug auf das Konzept der Weiblichkeit, analysierten wir <Kassandra> und <Medea> von Christa Wolf. Die Weiblichkeit bei Wolf geht zurueck auf ih ...
Um zu erforschen, wie sich Genderdiskurs heutzutage aus der postmodernen Perspektive wandelt, vor allem in Bezug auf das Konzept der Weiblichkeit, analysierten wir <Kassandra> und <Medea> von Christa Wolf. Die Weiblichkeit bei Wolf geht zurueck auf ihre Kritik an der von Dichotomien gepraegten europaeischen Denkweise. Mit der Frage, ob ein Wesen vorstellbar waere, in dem sich Vernunft und Gefuehl, Geist und Koerper, Maennlichkeit und Weiblichkeit nicht teilen, macht Wolf den Versuch, das Weibliche als Alternative zur problematischen maennlichen ‘Ordnung' zu repraesentieren. Obwohl Wolf wohl das aus maennlicher Sicht imaginierte Frauen-Bild demontiert und in seiner Verkehrtheit erkennbar werden laesst, bleibt aber ihre Alternative immer noch nur eine ‘imaginierte', solange sich sie als eine Repraesentation erweist. Dagegen stellt Elfriede Jelinek eine andere Strategie des Schreibens dar, um sich gegen die maennliche patriarchalische Ordnung zu straeuben. Durch die Schreibweise wie die Montagen von vielen Zitaten und die Wiederholung der aehnlichen Szenen, und durch Mangel an der konsequenten Handlung stellt Jelinek in <Lust> die Ordnung der maennlichen Sprache in Frage und zerstoert den Mythos des Alltags. Als theoretische Grundlage betrachteten wir Judith Butlers <Gender Trouble>, einen umstrittenen und zugleich produktiven Beitrag im gegenwaertigen Genderdiskurs, da hier der Geschlechterdualismus nicht nur auf der kultursoziologischen sondern auch auf der biologischen Ebene als Konstrukt erklaert wird. Nach ihr werden Koerper, geschlechtliche Identitaet und Begehren in eine bestimmte Einheit zusammengebunden, indem der 'sex' als biologisch, d.h. vordiskursiv vorgegeben definiert wird. Butler zielt, diese Einheit von sex, der geschlechtlichen Identitaet und Begehren als Politikum zu verdaechtigen und diese drei Momente voneinander aufzulockern. Das fuehrt zur Kritik nicht nur an der maennlichen sondern auch an der feministischen Identitaetspolitik, denn jede feste Identifikation ist durch einen ausgrenzenden Akt charakterisiert und impliziert damit immer Vereinnahmung und Vereinheitlichung. Solche Kritik an der ausgrenzenden Identitaetspolitik, die anhand der sprachlichen Definition und Bestimmung erfolgt, macht auch in der Literatur der deutschen Schriftstellerinnen des spaeten 20. Jahrhunderts eine Tradition aus, wie z.B. in den Texten von Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek und Marlene Streruweetz auswiesen. Als einem anderen theoretischen Aspekt beschaeftigten wir uns mit der Anknuepfung von Medien und Geschlechterordnung, was bisher wenig beachtete, und zwar in der frueheren Entwicklungstufe der Einfuehrung der Alphabetschrift und der Entstehung des Patriarchats. Es wird in mehreren Schritten gegliedert aufgefuehrt, wie die Einfuehrung der Alphabetschrift als pschysche Operation auf die Sinne und Denkstruktur gewirkt haben muss, vor allem in Richtung auf die Herausbilung des Dualismus bzw. der Dichotonomie zwischen Geist und Koerper, zwischen Schriftlichkeit und Muendlichkeit und zwischen Mann und Frau usw. Der Einfluss der Medien auf die ‘natuerliche’ Ordnung der Geschlechter kann und muss auch bei den anderen und neuen Medien wie Fotografie, Film, Vidio und VR(Virtual Reality) rechechiert und beruecksichtigt werden.